Foto: v.li.n.re. – Bgm. Christian Flammer, Dr. Petra Simon, StRin Anita Tretthann
Am 7. Oktober 2023 ist es endlich soweit: Nach langem Ringen wird die erhoffte Arztpraxis mit Dr. Petra Simon und Dr. Paul Paruzek in den Containern in der Johann-Strauß-Straße 4 eröffnet. Ein wichtiger Tag für Bad Vöslau, ein wichtiger Tag für die LISTE Flammer, liegen doch viele Jahre der intensiven Suche nach einer adäquaten Lösung für die Primärversorgung in Bad Vöslau hinter allen Beteiligten.
„Ein wichtiger Meilenstein in einer für uns alle schwierigen Zeit ist damit geschafft“, freut sich Bürgermeister Christian Flammer, „ich bin sehr stolz, dass wir mit Dr. Petra Simon und Dr. Paul Paruzek zwei ausgezeichnete Spezialisten auf dem Gebiet der Humanmedizin und Psychosomatik gefunden haben.“
Die Freude ist vor allem auch bei Gesundheits-Stadträtin Anita Tretthann groß, liegt doch ein steiniger Weg hinter allen Beteiligten: „Damit können wir vorerst die Primärversorgung in Bad Vöslau sichern und die noch verbliebene Kassenstelle erhalten. Darauf bin ich sehr stolz.“
Denn einfach ist es für die Kommunen nicht: „Der Erhalt und die Nachbesetzung von Kassenplätzen ist eigentlich nicht Sache der Gemeinden, man wird aber damit von Bund und Land allein gelassen, wenn – wie in unserem Fall – innerhalb eines kurzen Zeitraums mehrere Ärzte in Pension gehen und damit Kassenverträge vakant werden“, betont die Stadträtin. Wichtig wäre es, dass sich in diesem Bereich das gesamte Förderungssystem ändert, führt Tretthann weiter aus, denn momentan bekommen junge Mediziner, die sich mit einer Praxis niederlassen wollen, nur eine Anschubförderung. „Mit der Finanzierung einer Liegenschaft werden die Gemeinden alleine gelassen“, so Tretthann, „die öffentliche Hand bewegt sich überhaupt nicht. Zudem müssten endlich ordentliche Tarifverhandlungen stattfinden, um unser Kassensystem als solches über kurz oder lang aufrecht zu erhalten und damit für jeden Einzelnen in der Bevölkerung sichern zu können.“
Jahrelange Suche nach geeigneter Liegenschaft
Ihre Vision für die medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger Bad Vöslaus wäre eigentlich die Etablierung eines Primärversorgungszentrums (PVZ). Dies wird aber mittlerweile seitens des Landes nur für Bezirkshauptstädte gewährt.
Bereits vor sieben Jahren hat Anita Tretthann im Zuge eines Termins im LKH Mauer die erste Vorstellung davon bekommen, welch eine Bereicherung ein PVZ für die Stadt wäre und diese Idee ins Team der LISTE Flammer eingebracht. Um eine dem PVZ zumindest ähnliche Version einer Gemeinschaftspraxis realisieren zu können, machte man sich seitens der LISTE Flammer auf die Suche – sowohl nach einem Ärzteteam als auch nach Partnern sowie Bauträgern. „Wir wussten bereits damals, dass auf uns ein Engpass aufgrund bevorstehender Pensionierungen zukommen würde“, betont Anita Tretthann, „doch den meisten jungen Ärzten ist es ein zu großes Risiko, müssen sie doch tief in die Tasche greifen, um eine Praxis zu realisieren und einzurichten.“
Trotzdem dies der steinigere Weg war, machte man sich gemeinsam mit den an den Kassenstellen interessierten Ärzten auf die Suche nach einer geeigneten Liegenschaft. „Wir haben uns leere Geschäftslokale und zum Verkauf stehende Häuser angesehen“, erinnert sich Anita Tretthann, „aber nichts war geeignet, weil auch immer die notwendigen Parkplätze und Rettungszufahrten berücksichtigt werden müssen.“ Auch mit einem Vermieter in Gainfarn stand man bereits in Verhandlungen und „dann ist er doch wieder abgesprungen“, erzählt die Stadträtin von dem langen Ringen um eine Lösung.
Die Deadline mit Oktober rückte immer näher, denn da wäre der verbliebene Kassenvertrag vollends erloschen. „So haben wir uns schließlich für die vorübergehende Containerlösung entschieden“, erklärt Bgm. Christian Flammer, „einfach damit wir uns Zeit erkaufen und der Kassenvertrag bestehen bleibt.“
Eine Job-Sharing-Praxis mit Blick in die Zukunft
Die neue Praxis wird nun am 7. Oktober offiziell eröffnet, erster Ordinationstag ist Montag, 9. Oktober. „Dabei handelt es sich um eine anvisierte Job-Sharing-Lösung. Hauptmieterin ist Dr. Petra Simon, Dr. Parucek arbeitet vorläufig auf Honorarbasis hinzu. Solange bis das Modell Job-Sharing von der Gesundheitskasse bewilligt wird“, erklärt Tretthann.
Und die Vision der LISTE Flammer für die nächsten 15 Jahre?
Tretthann: „Uns schwebt eigentlich vor, an einem guten Platz in Bad Vöslau ein großes Ärztezentrum zu etablieren, welches modular erweiterbar ist. Damit könnten sich jene Ärzte, die künftig frei werdende Kassenverträge übernehmen, in diesem Zentrum einrichten und wir würden eine Rundum-Versorgung an einem Platz für unsere Bürgerinnen und Bürger erreichen. Wir müssen nun groß denken, denn in den kommenden 15 Jahren wird sich die ganze Ärzteschaft in unserer Stadt verjüngt haben und durch die Rahmenbedingungen hat sich für junge Medizinerinnen und Mediziner vieles verändert.“
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